Aufsetzung von Vorlagen

ChatGPT als Vertragsassistent: Wie gut ist die KI beim Vertrag erstellen?

Immer mehr Unternehmen experimentieren damit, ChatGPT für die Vertragserstellung einzusetzen. Die Frage liegt auf der Hand: Kann eine KI tatsächlich hochwertige Verträge entwerfen und damit zeitaufwändige juristische Arbeit abnehmen? In diesem Artikel schauen wir uns detailliert an, wie gut ChatGPT Vertrag erstellen kann, wo die Vorteile liegen und welche Fallstricke es gibt. Ziel ist es, unternehmensinternen Abteilungen – vom Start-up bis zum etablierten Mittelständler – einen realistischen Eindruck zu vermitteln, ob ChatGPT als Vertragsassistent taugt.

So funktioniert das Vertrag erstellen mit ChatGPT

Wie geht man nun konkret vor, um mittels ChatGPT einen Vertrag zu erstellen? Wichtig zu wissen: Die Qualität des Ergebnisses hängt maßgeblich davon ab, was und wie man es der KI vorgibt. Hier ein Blick auf die Vorgehensweise und einige Tipps.

Der Prompt als Basis: Wie man die richtigen Anweisungen formuliert

Die Eingabeaufforderung – der Prompt – ist die Grundlage für das, was ChatGPT ausspuckt. Formulieren Sie daher so präzise wie möglich, was für einen Vertrag Sie benötigen. Je detaillierter die Anweisungen, desto passgenauer der Entwurf. Wichtige Punkte beim Prompting:

  • Vertragstyp benennen: Geben Sie klar an, um welche Art Vertrag es geht (z. B. Mietvertrag, NDA, Dienstleistungsvertrag).
  • Parteien und Kontext: Beschreiben Sie kurz, wer die Vertragsparteien sind (z. B. Unternehmen vs. Freelancer) und worum es inhaltlich geht. Kontext hilft der KI, relevante Klauseln auszuwählen.
  • Schlüsselbedingungen aufzählen: Nennen Sie die wichtigsten Konditionen, die enthalten sein sollen – etwa Laufzeit, Preise, besondere Rechte/Pflichten, Gerichtsstand oder anzuwendendes Recht.
  • Sprache und Stil festlegen: Falls Sie den Vertragstext in Deutsch benötigen, sollten Sie das angeben. Weisen Sie ggf. darauf hin, ob der Stil eher formal-juristisch oder leicht verständlich formuliert sein soll.
  • Formatierung: Sie können auch erbitten, dass der Vertrag in Paragraphen oder nummerierten Abschnitten strukturiert wird. Ein gut gegliederter Text ist übersichtlicher.

Ein guter Prompt könnte also z. B. lauten: „Erstelle einen Vertragsentwurf für [Vertragstyp] zwischen [Partei A] und [Partei B] über [Thema]. Berücksichtige folgende Punkte: […] . Formuliere den Vertragstext auf Deutsch und in klarer, präziser Sprache.“ Durch solche Vorgaben erhöhen Sie die Chance, dass ChatGPT einen brauchbaren Entwurf generiert.

Beispiel-Prompts für typische Vertragstypen

Zur Veranschaulichung hier ein paar Beispiel-Prompts, die man ChatGPT geben könnte, um verschiedene Vertragstypen zu erstellen:

  • Mietvertrag: „Entwerfe einen Mietvertrag für ein Büro in München. Mieter ist die Muster GmbH, Vermieter ist Max Mustermann. Wichtige Punkte: Mietdauer 2 Jahre mit Verlängerungsoption, monatliche Miete 2.000 €, Kaution 2 Monatsmieten, Nebenkosten pauschal inklusiv.“
  • Geheimhaltungsvereinbarung (NDA): „Formuliere eine zweiseitige NDA (Geheimhaltungsvereinbarung) zwischen meinem Unternehmen und einem externen Berater. Sie soll für beide Parteien gelten, eine Laufzeit von 5 Jahren haben und bei Verstoß eine Vertragsstrafe von 10.000 € vorsehen.“
  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB): „Erstelle AGB für einen Online-Shop, der Elektronik verkauft. Berücksichtige Zahlungsbedingungen (Vorkasse, Rechnung), Lieferzeiten, Gewährleistung nach deutschem Recht, Haftungsbeschränkung und Widerrufsrecht für Verbraucher.“
  • Dienstleistungsvertrag: „Schreibe einen Dienstleistungsvertrag zwischen einem Webdesigner (Auftragnehmer) und einem Kunden (Auftraggeber) für die Erstellung einer Website. Enthalten sein sollen: Leistungsbeschreibung, Pauschalhonorar 5.000 €, Zahlungsmodalitäten (50% bei Auftrag, 50% nach Abnahme), Fertigstellungsfrist 3 Monate, Rechteübertragung an den erstellten Inhalten, Vertraulichkeit.“

Diese Prompts würden ChatGPT bereits sehr konkrete Anhaltspunkte geben. Die KI kann daraufhin entsprechende Vertragsentwürfe mit den genannten Details erstellen. Natürlich sind das nur Startpunkte – je nach Bedarf kann man die Eingaben noch weiter verfeinern.

Wichtige Hinweise zur Individualisierung der Texte

Hat ChatGPT einen Vertragsentwurf geliefert, ist die Arbeit für Sie noch nicht ganz vorbei. Nachbearbeitung und Individualisierung sind unerlässlich:

  • Platzhalter ausfüllen: Häufig lässt die KI im Text Lücken für Namen, Adressen oder Daten (z. B. „[Name des Unternehmens]“). Diese müssen Sie natürlich durch die echten Angaben ersetzen.
  • Inhalt prüfen und anpassen: Gehen Sie den Entwurf aufmerksam durch. Passen Sie Klauseln an, die nicht exakt zu Ihrem Anwendungsfall passen. Möglicherweise hat ChatGPT Standardformulierungen gewählt, die Sie spezifizieren sollten.
  • Lokale Besonderheiten einfügen: Falls bestimmte gesetzliche Vorgaben oder branchentypische Klauseln erforderlich sind, fügen Sie diese manuell hinzu, wenn die KI sie nicht erwähnt hat. Beispielsweise könnten bei Mietverträgen regionale Vorschriften oder bei AGB zwingende Verbraucherinformationen erforderlich sein.
  • Sprachstil angleichen: Stellen Sie sicher, dass der Sprachstil zum Unternehmen passt. Wenn der Entwurf zu steif oder im Gegenteil zu umgangssprachlich klingt, justieren Sie Formulierungen entsprechend nach.
  • Mehrere Iterationen nutzen: Zögern Sie nicht, auf Basis des ersten Entwurfs nochmals nachzulegen. Sie können ChatGPT z. B. bitten: „Füge dem Vertrag noch eine Klausel zur Datenverarbeitung hinzu“ oder „Formuliere Paragraph 5 präziser“. So verfeinern Sie Schritt für Schritt den Text.

Am Ende sollte der KI-Entwurf so überarbeitet sein, dass er genau auf Ihren konkreten Fall zugeschnitten ist. Die KI liefert die Grundlage – die Feinabstimmung liegt bei Ihnen.

Wie gut sind die Ergebnisse wirklich?

Die Theorie klingt vielversprechend. Doch wie sehen die von ChatGPT generierten Verträge in der Praxis aus? Können sie inhaltlich und qualitativ überzeugen? An dieser Stelle lohnt sich ein kritischer Blick auf die Stärken und Schwächen der KI-Ergebnisse.

Stärken von ChatGPT in der Vertragserstellung

ChatGPT bringt eine Reihe von positiven Eigenschaften mit, die gerade bei Vertragsentwürfen zum Tragen kommen:

  • Klare Struktur: Die KI liefert Vertragsdokumente meist in gut gegliederter Form. Überschriften, Paragraphen und Aufzählungen werden ordentlich strukturiert, was die Übersichtlichkeit fördert. Wichtige Abschnitte wie Vertragspartner, Leistungsbeschreibung, Dauer, Kündigung etc. sind oft bereits vorhanden, ohne dass man daran erinnern muss.
  • Verständliche Sprache: Obwohl juristische Fachsprache komplex sein kann, formuliert ChatGPT erstaunlich lesbar. Die Sätze sind grammatikalisch korrekt und meist gut verständlich. Auf Wunsch kann die KI sogar explizit in „einfacher Sprache“ schreiben, um z. B. Vertragsparteien ohne juristischen Hintergrund das Verstehen zu erleichtern.
  • Vielfalt an Textvorschlägen: ChatGPT kann kreativ variieren. Benötigen Sie eine alternative Formulierung einer Klausel, können Sie einfach umschreiben lassen. Die KI kennt synonyme Ausdrücke und verschiedene Formulierungsstile. So erhalten Sie bei Bedarf mehrere Versionen eines Vertragspassus und können den besten auswählen.
  • Schnelle Anpassungen: Änderungen am Entwurf sind unkompliziert: Wenn bestimmte Klauseln fehlen oder anders gewichtet sein sollen, reagiert ChatGPT prompt auf entsprechende Anweisungen und passt den Text an. Diese iterative Arbeitsweise wäre mit einem menschlichen Dienstleister deutlich zeitaufwändiger.

Zusammengefasst bietet ChatGPT also einen schnellen Weg zu gut strukturierten und sprachlich einwandfreien Vertragsentwürfen. Viele Nutzer sind überrascht, wie professionell ein KI-generierter Vertrag auf den ersten Blick wirken kann.

Schwächen und typische Fehler

Trotz aller Stärken gibt es auch klare Schwächen und typische Fehlerbilder, die man kennen sollte, bevor man ChatGPT-Verträge blind vertraut:

  • Fehlende Rechtsverbindlichkeit: Ein von ChatGPT erzeugter Text hat keinerlei Garantien hinsichtlich juristischer Korrektheit oder Vollständigkeit. Die KI ist nicht zu 100% verlässlich, was rechtliche Anforderungen angeht. Experten warnen, dass ChatGPT juristische Fragen nicht wirklich rechtssicher beantworten oder vollständig rechtskonforme Texte erstellen kann​
    e-recht24.de
    . Der Entwurf mag gut klingen, aber ob er rechtlich wasserdicht ist, steht auf einem anderen Blatt.
  • Keine lokale Rechtssicherheit: ChatGPT verfügt zwar über ein großes Textwissen, aber es ist ein generelles Modell. Lokale Gesetzesbesonderheiten (etwa spezifische deutsche Rechtsvorschriften) werden nicht garantiert beachtet, sofern man sie nicht explizit in den Prompt aufnimmt. Das Modell kann veraltete oder falsch angewandte Rechtsnormen vorschlagen.
  • Keine individuelle Beratung: Die KI kennt nur die Informationen, die man ihr gibt. Anders als ein Anwalt wird ChatGPT nicht von sich aus Rückfragen stellen oder auf Unklarheiten im Sachverhalt hinweisen. Wenn Sie einen wichtigen Punkt nicht im Prompt erwähnen, wird er im Vertragstext möglicherweise fehlen. Diese fehlende Rückkopplung ist riskant – ein Anwalt würde z. B. nachfragen, ob eine bestimmte Regelung gewünscht oder sinnvoll ist.
  • Typische inhaltliche Fehler: Es kommt vor, dass generierte Vertragsentwürfe unnötige oder unpassende Klauseln enthalten, während andere wichtige Aspekte fehlen. Auch Widersprüche sind möglich – etwa wenn man die KI in mehreren Schritten ändert, können Klauseln entstehen, die nicht sauber aufeinander abgestimmt sind. Zudem besteht das Risiko sogenannter Halluzinationen: ChatGPT könnte Details erfinden, z. B. behaupten „gemäß § X des Gesetzes Y“, obwohl es diesen Paragraphen so nicht gibt. Solche Fehler gilt es sorgfältig auszumerzen.

Man sieht: Ein KI-Entwurf ist kein fertiger, automatisch korrekter Vertrag. Wer die Schwächen kennt, kann gezielt gegensteuern – z. B. durch genaue Prompts und anschließende Prüfung. Doch ganz ohne juristisches Know-how sollte man die Ergebnisse keinesfalls einsetzen.

Vergleich: ChatGPT vs. Rechtsanwalt vs. Legal-Tech-Tools

Wie steht ChatGPT nun im Vergleich zu herkömmlichen Wegen der Vertragserstellung da – etwa dem Gang zum Anwalt oder der Nutzung spezieller Legal-Tech-Software?

  • ChatGPT vs. Rechtsanwalt: Ein Anwalt bringt Expertise, Erfahrung und Haftung mit. Er kann eine individuelle Beratung bieten und haftet im Zweifel für Fehler. ChatGPT dagegen liefert schnelle Resultate, ist aber unpersönlich und übernimmt keine Verantwortung. In der Praxis kann die KI die Arbeit eines Anwalts ergänzen, aber nicht vollständig ersetzen. Für Standardentwürfe mag ChatGPT ausreichend sein, doch bei komplizierten oder strategisch wichtigen Verträgen wird der juristische Rat eines Profis unerlässlich bleiben.
  • ChatGPT vs. Legal-Tech-Tools: Neben ChatGPT gibt es auch spezielle Vertragsgeneratoren und Legal-Tech-Plattformen. Diese arbeiten oft mit vordefinierten, von Juristen geprüften Textbausteinen. Vorteil solcher Tools: Sie sind rechtssicherer konzipiert, da sie gängige Rechtsstandards eingebaut haben. Allerdings sind sie weniger flexibel in der Formulierung – man füllt meist Formulare aus und erhält einen Standardvertrag. ChatGPT bietet in der Sprache mehr Freiheiten und kann auch ungewöhnliche Vertragskonstellationen abdecken, hat dafür aber keine Gewährleistung für juristische Korrektheit. Ein Mittelweg kann sein, ChatGPT-Entwürfe als Grundlage zu nehmen und dann mit Hilfe eines Legal-Tech-Tools oder eines Anwalts gegenprüfen zu lassen.

Unterm Strich zeichnet sich ab: ChatGPT ist ein mächtiger Assistent, der viel Vorarbeit leisten kann. Doch finale Sicherheit – wie sie ein Rechtsanwalt oder spezialisierte Software bieten – ersetzt die KI (noch) nicht. Oft kann eine Kombination sinnvoll sein: KI für den ersten Entwurf, menschliche Expertise für den Feinschliff.

Ist ein mit ChatGPT erstellter Vertrag rechtssicher?

Die zentrale juristische Frage lautet: Kann ein Vertrag, der mithilfe von ChatGPT erstellt wurde, überhaupt rechtssicher sein? Oder anders gefragt – darf und kann man so einen Vertrag rechtlich bedenkenlos nutzen? Die Antwort darauf erfordert einige Differenzierungen.

Was sagt das deutsche Vertragsrecht?

Grundsätzlich ist im deutschen Zivilrecht vieles formfrei. Ein Vertrag ist in den meisten Fällen bereits gültig, wenn sich die Parteien einig sind – schriftliche Form oder notarielle Beglaubigung ist nur bei bestimmten Vertragstypen vorgeschrieben (z. B. Grundstückskauf, Ehevertrag). Das heißt, es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass ein Vertrag von einem Anwalt verfasst sein muss, um wirksam zu sein. Selbst ein Laie – oder eben eine KI – kann theoretisch einen gültigen Vertrag formulieren.

Allerdings kommt es auf den Inhalt an: Auch ein KI-generierter Vertrag muss die notwendigen Bestandteile enthalten und darf keine Rechtsverstöße beinhalten. Wenn ChatGPT einen wichtigen Aspekt vergisst oder unwirksame Klauseln formuliert, kann das die Rechtssicherheit beeinträchtigen. Beispiel: Werden in AGB unzulässige Klauseln verwendet, sind diese schlicht nichtig – der Vertrag wäre dann in diesem Teil unwirksam, was im Streitfall problematisch ist.

Kurzum: Deutsches Vertragsrecht erlaubt es, Verträge selbst zu schreiben. Ein ChatGPT-Vertrag kann gültig sein, sofern er inhaltlich den rechtlichen Anforderungen genügt. Genau dieses „sofern“ ist aber der Knackpunkt, weshalb man Vorsicht walten lassen sollte.

Unterschiede zwischen „Textvorschlag“ und „juristischer Beratung“

Wichtig zu verstehen ist der Unterschied zwischen einem automatisierten Textvorschlag (wie ihn ChatGPT liefert) und echter juristischer Beratung:

  • Ein von ChatGPT erstellter Vertrag ist letztlich ein Produkt aus statistischen Mustern und den Trainingsdaten der KI. Die KI „weiß“ nicht wirklich, was sie da schreibt – sie zieht nur wahrscheinliche Formulierungen zusammen. Es handelt sich also um einen Textvorschlag, nicht um eine validierte juristische Empfehlung speziell für Ihren Fall.
  • Juristische Beratung bedeutet, dass ein qualifizierter Jurist Ihre individuelle Situation beurteilt, Sie auf rechtliche Konsequenzen hinweist und aktiv eine passende Gestaltung des Vertrags vorschlägt. Hier fließt Fachwissen, Erfahrung und oft auch Kreativität im Lösen von Rechtsproblemen ein.

Mit anderen Worten: ChatGPT kann keinen Anwalt ersetzen. Solange Sie die KI nur zur Ideen- und Textgenerierung nutzen, bewegen Sie sich in einem rechtlich unkritischen Raum – es ist ähnlich, als würden Sie einen Mustervertrag aus dem Internet kopieren. Doch sobald es darum geht, zu bewerten, ob der Vertrag inhaltlich ausreichend oder optimal ist, stoßen Sie an Grenzen. ChatGPT darf auch gar keine verbindliche Rechtsauskunft erteilen, das wäre in Deutschland gesetzlich Anwälten vorbehalten.

Warum eine rechtliche Prüfung dennoch notwendig ist

Angesichts der genannten Unterschiede verwundert es nicht, dass Experten dringend raten, jeden KI-generierten Vertragsentwurf juristisch prüfen zu lassen, bevor man ihn wirklich einsetzt. Die KI liefert den Rohstoff, aber die Qualitätssicherung muss durch einen Menschen erfolgen. Warum ist das so wichtig?

  • Sicherstellung der Rechtskonformität: Ein Anwalt oder rechtlich versierter Mitarbeiter kann den Vertrag dahingehend checken, ob alle erforderlichen Klauseln enthalten sind und ob keine Bestimmungen drinstehen, die gegen geltendes Recht verstoßen.
  • Anpassung an den Einzelfall: Manche Formulierungen müssen je nach Branche, Region oder Vertragstyp angepasst werden. Ein generischer Entwurf berücksichtigt z. B. nicht, ob besondere Regelungen für Ihre Branche gelten. Die juristische Prüfung holt diesen Schritt nach.
  • Vermeidung von Missverständnissen: Juristen sind darauf geschult, Verträge „wasserdicht“ zu machen. Sie erkennen potenzielle Unklarheiten oder Lücken, die später zu Streit führen könnten, und können den Text entsprechend nachschärfen.
  • Haftung und Sicherheit: Wenn ein externer Jurist Ihren Vertrag final absegnet, haben Sie im Ernstfall einen Ansprechpartner, der für Fehler geradestehen muss. Bei einem KI-Vertrag ohne Prüfung tragen Sie allein das volle Risiko.

Kurz gesagt: Die rechtliche Prüfung verwandelt den KI-Entwurf erst in einen belastbaren Vertrag. Sie ist der Schritt, der aus einem textlich guten Entwurf einen rechtlich guten Vertrag macht.

Risiken bei der ungeprüften Nutzung von KI-Verträgen

Wer darauf verzichtet, den von ChatGPT erstellten Vertrag nochmal von kompetenter Seite checken zu lassen, geht erhebliche Risiken ein.

Einige davon liegen auf der Hand:

  • Inhaltliche Lücken: Es könnte sein, dass wesentliche Punkte fehlen. Vielleicht hat die KI eine gängige Klausel übersehen, die aber für Ihren Vertrag essenziell wäre.
  • Unwirksame Klauseln: Gerade in Deutschland gibt es viele Vorschriften, wann Vertragsklauseln unwirksam sind (Stichwort AGB-Kontrolle bei übermäßig benachteiligenden Bedingungen). Eine KI erkennt diese juristischen Feinheiten nicht unbedingt. Die Folge: Teile des Vertrags könnten im Ernstfall für nichtig erklärt werden.
  • Ungenaue Formulierungen: Bleibt der Vertragstext ohne juristischen Blick bestehen, können Formulierungsungenauigkeiten zu Konflikten führen. Unterschiedliche Interpretationen einer vage formulierten Passage sorgen schnell für Streit, den man mit präziserer Sprache vermieden hätte.
  • Rechtliche Konsequenzen und Haftung: Im schlimmsten Fall verletzt Ihr Vertrag geltendes Recht – z. B. Datenschutz- oder Verbraucherschutzvorgaben. Dadurch drohen Abmahnungen oder Rechtsstreitigkeiten. So warnten bereits Fachportale davor, ungeprüfte KI-Rechtstexte zu verwenden, da hier Abmahnrisiken bestehen​.
  • Kein Rückgriff auf Gewährleistung: Wenn Sie einen Vertragsfehler in Eigenregie (oder mit KI-Hilfe) machen, haben Sie im Schadensfall keinen Dritten, den Sie haftbar machen können. Bei einem Anwalt hätten Sie zumindest die Möglichkeit, im Rahmen der Berufshaftpflicht Regress zu nehmen.

Diese Risiken zeigen deutlich: Ein KI-gestützter Vertrag ohne Prüfung kann zu teuren Problemen führen. Die scheinbar gesparte Zeit oder das Geld sind schnell nichts wert, wenn am Ende ein Rechtsstreit oder Schadenersatzanspruch im Raum steht.

Best Practices: So nutzen Sie ChatGPT sinnvoll für Verträge

Trotz aller Risiken muss man nicht komplett auf die Hilfe von ChatGPT verzichten – man sollte sie nur überlegt und verantwortungsvoll einsetzen. Hier sind einige Best Practices, wie Sie das Beste aus der KI herausholen und gleichzeitig Fallstricke umgehen.

Tipps für bessere Ergebnisse beim Prompten

Vieles steht und fällt mit dem richtigen Prompt, also der Eingabe, die Sie ChatGPT geben. Beachten Sie daher folgende Tipps, um optimale Vertragsentwürfe zu erhalten:

  • Kontext mitliefern: Geben Sie der KI so viel Hintergrundinfo wie nötig. Statt nur „Schreibe einen Vertrag für mich“ sollten Sie immer den Kontext skizzieren (Art des Geschäfts, Branche, besondere Wünsche).
  • Klare Sprache verwenden: Formulieren Sie Ihr Prompt präzise und eindeutig. Vermeiden Sie Mehrdeutigkeiten. Wenn etwas unbedingt enthalten sein soll, benennen Sie es klar.
  • Anwendungsbereich begrenzen: Wenn Sie z. B. einen Vertrag nach deutschem Recht wollen, schreiben Sie das ausdrücklich dazu. Das lenkt ChatGPT in die gewünschte Richtung (auch wenn es keine Garantie ist).
  • Beispiele angeben: Sie können auch Beispielklauseln oder Stichworte im Prompt nennen, damit die KI diese aufgreift. Z. B.: „Füge eine Klausel ein: Geheimhaltung – beide Parteien verpflichten sich...“
  • Versionen vergleichen: Lassen Sie ChatGPT ruhig mehrere Entwürfe erstellen, indem Sie das Prompt variieren oder den Befehl „Erstelle eine alternative Version“ geben. So haben Sie Vergleichsmöglichkeiten und können Elemente kombinieren.
  • Auf Aktualität achten: Nutzen Sie möglichst die neueste Version von ChatGPT bzw. aktuelle Modelle, da diese über mehr Wissen verfügen. Gerade juristische Informationen ändern sich – eine aktuelle KI-Version (ggf. mit Browsing-Funktion) ist hier vorteilhaft.

Durch diese Tipps maximieren Sie die Chance, dass der KI-Auswurf nahe an Ihren Vorstellungen ist und weniger Überarbeitung braucht.

Wann Sie einen Anwalt oder Legal-Tech-Tool hinzuziehen sollten

Die Entscheidung, in welchem Moment man doch lieber einen Anwalt oder ein spezialisiertes Legal-Tech-Tool einschaltet, hängt vom Einzelfall ab. Ein paar Faustregeln:

  • Hohe Wichtigkeit oder komplexer Vertrag: Geht es um viel Geld, ein strategisch wichtiges Geschäft oder komplizierte Rechtsmaterien (z. B. internationales Recht, Arbeitsrecht), dann sollte spätestens beim Feinschliff ein Jurist draufschauen. Hier wäre das Risiko zu hoch, auf KI-Texte zu vertrauen.
  • Regulatorische Anforderungen: Verträge in stark regulierten Bereichen enthalten oft Pflichtangaben oder Formvorschriften. Wenn Sie unsicher sind, ob ChatGPT das beachtet hat, holen Sie lieber professionelle Hilfe.
  • Eigenes Unbehagen: Wenn Sie selbst kein Jurist sind und beim Lesen des KI-Entwurfs ein ungutes Gefühl haben („Klingt das wirklich richtig?“), ist das ein klares Signal. Lieber einmal eine Rechtsberatung einholen, als später einen Fehler zu bereuen.
  • Standardverträge über Legal-Tech: Es gibt zahlreiche Legal-Tech-Tools, die geprüfte Muster für häufige Verträge anbieten – teils mit Frage-Antwort-Dialog, um sie anzupassen. Diese können Sie verwenden, wenn Sie der KI nicht trauen. Oder Sie kombinieren beide Ansätze: Lassen Sie ChatGPT den Text generieren und jagen Sie diesen dann durch ein Legal-Tech-Tool, das auf Plausibilität prüft.

Immer wenn Unsicherheit besteht oder die Tragweite des Vertrags erheblich ist, sollte ein menschlicher Experte hinzugezogen werden. ChatGPT ist hervorragend für den ersten Entwurf; den letzten Schliff sollte aber im Zweifel ein Jurist übernehmen.

Tools, mit denen Sie ChatGPT kombinieren können

Um die Vorteile von KI zu nutzen und gleichzeitig mehr Sicherheit zu gewinnen, kann man ChatGPT mit anderen Tools kombinieren. Ein Beispiel ist top.legal, eine Plattform für Vertragsmanagement. Solche Tools bieten Funktionen, die ChatGPT ergänzen:

  • KI-Vertragsanalyse: Sie können den von ChatGPT erstellten Entwurf in ein Analyse-Tool laden (z. B. bei top.legal). Dort wird der Text auf Risikopunkte, fehlende Klauseln oder Unstimmigkeiten geprüft. So bekommen Sie eine automatisierte Zweitmeinung, was im Entwurf noch verbessert werden sollte.
  • Vorlagen und Klauselbibliotheken: Plattformen wie top.legal stellen aktuelle Vertragsvorlagen bereit, die von Juristen erstellt wurden. Es kann sinnvoll sein, den ChatGPT-Text mit solchen Mustern abzugleichen. Möglicherweise finden Sie in der Bibliothek bessere Formulierungen für bestimmte Klauseln oder Hinweise auf rechtliche Pflichtbestandteile.
  • Workflow-Integration: Mit Vertragsmanagement-Tools können Sie den gesamten Vertragsprozess abwickeln – vom Entwurf bis zur digitalen Signatur. ChatGPT liefert den Rohtext, und in der Software können Sie diesen kollaborativ bearbeiten, freigeben und abschließen. So verbinden Sie Kreativität (durch KI) und Kontrolle (durch menschliche Prüfung) in einem Workflow.
  • Weitere KI-Services: Neben top.legal gibt es auch KI-Chatbots, die speziell auf juristische Belange trainiert sind (sogenannte Jura-GPTs). Diese können ggf. noch zutreffendere Formulierungen nach lokalem Recht liefern. Solche spezialisierten Modelle lassen sich zur Verifikation heranziehen, wenn ChatGPT eine Passage zweifelhaft erscheinen lässt.

Die Kombination verschiedener Werkzeuge erhöht die Qualität und Sicherheit. ChatGPT muss also nicht isoliert genutzt werden – im Zusammenspiel mit Legal-Tech-Tools schöpfen Sie alle Synergien aus.

Fazit: Ein mächtiger Assistent – aber kein Ersatz für Rechtssicherheit

ChatGPT beim Vertrag erstellen kann wahrlich beeindruckende Ergebnisse liefern. Die KI ist ein mächtiger Assistent, der in Windeseile Vertragsentwürfe aus dem Hut zaubert und somit die kreativen und zeitlichen Hürden der Vertragsgestaltung senkt. Gerade für Routineverträge oder als Inspirationsquelle ist ChatGPT ein Gewinn. Die Chancen: effizientere Prozesse, geringere Kosten und ein moderner Zugang zu juristischen Texten.

Dennoch darf man die Risiken nicht übersehen. Kein automatisch erstellter Vertrag ist ohne sorgfältige Prüfung so zuverlässig wie ein von Experten erstelltes Dokument. Es fehlt die Gewissheit, dass wirklich alle Feinheiten bedacht sind und der Text vor Gericht standhält. Zudem ersetzt die KI keine individuelle Rechtsberatung – sie bietet einen Textvorschlag, aber keine Haftung oder Einordnung der rechtlichen Auswirkungen.

Die beste Herangehensweise ist daher eine gesunde Balance: ChatGPT kann als kreatives Hilfsmittel und Zeitsparer dienen, aber immer mit Vorsicht und menschlicher Kontrolle eingesetzt werden. Nutzen Sie die KI, um Entwürfe zu generieren und Ideen zu sammeln. Doch bevor der Vertrag unterschrieben und in der Praxis verwendet wird, sollten Sie ihn von juristischer Seite absegnen lassen – sei es durch Ihre Rechtsabteilung, einen externen Anwalt oder zumindest durch den Abgleich mit vertrauenswürdigen Vorlagen und Tools.

Zusammengefasst: ChatGPT als Vertragsassistent bietet enormes Potenzial, doch letztlich ersetzt es nicht die Rechtssicherheit, die ein erfahrener Jurist gewährleisten kann. Wer die Vorteile nutzt und die Risiken absichert, erhält das Beste aus beiden Welten – und modernisiert seine Vertragsprozesse, ohne auf rechtlich dünnem Eis zu wandeln.

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ChatGPT als Vertragsassistent: Wie gut ist die KI beim Vertrag erstellen?

Immer mehr Unternehmen experimentieren damit, ChatGPT für die Vertragserstellung einzusetzen. Die Frage liegt auf der Hand: Kann eine KI tatsächlich hochwertige Verträge entwerfen und damit zeitaufwändige juristische Arbeit abnehmen?

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